Wann kommt gutes Bier in der Gastronomie an?

Während immer mehr Pubs zumindest ein, zwei Optionen abseits ausgetretener Pfade einräumen, ist Craft Beer noch nicht in der Grazer Gastronomie angekommen.

Es ist normal, dass Lokale eine ausgefeilte Weinkarte bieten, die sie saisonal anpassen und auf die Speisen zuschneiden. Limitierte Verfügbarkeit ist hier ebensowenig ein Problem wie Abstimmung auf das Menü, oder besondere Lagerbedingungen. Wer allerdings gerne ein Bier haben möchte, bekommt meist eine Marke (oder via Illusion of Choice mehrere Untermarken) präsentiert. Während Wein auf das Essen abgestimmt wird, bleibt Bier eben … Bier. Entweder passt es dazu oder nicht, da wird nichts abgestimmt, ob es passt, wozu es passt, müssen die Konsument*innen selbst wissen.

Einige Grazer Betriebe halten positiv dagegen. Im Kirby’s findet man eine große Bierauswahl. Im Hungry Heart wurde bereits von Anfang an auf gutes Bier gesetzt, und ins später dazugekommene Thirsty Heart, wo auch Kitchen Takeovers veranstaltet werden, gehen manche angeblich auch nur zum Bagel-Essen. Das Sudhaus hat erst vor kurzem Thomas Galler als Chef des Abendbetriebs in die Küche geholt. In der Amsel bekommt man neben Gösser auch Erzbergbräu. Im Feinkost Mild holte man mit Alefried und der Brauerei Gratzer steirische Brauereien an Bord, die in Produktion und Kombination über den Tellerrand blicken. Das Bakaliko hat die Grazer von One Eyed Jock Brewing ins Sortiment aufgenommen. Das Kornati serviert auch San Servolo aus Kroatien. Und wenn wir schon dabei sind, in den Süden zu blicken: Beim Odprta Kuhna, dem großen wöchentlich stattfindenen Essensmarkt in Ljubljana ist es ganz normal, dass es einen eigenen Stand für gutes Bier gibt. Brauereien revanchieren sich mit eigenen Sundersuden, die nur dort verfügbar sind.

Noch beweist in der Gastronomie kaum jemand Mut zum Sauerbier, welches durchaus auch für Weinliebhaber*innen als Einstieg in die Bierwelt genutzt werden kann. Es wäre auch regional verfügbar. Ebenso wie Spitzen-IPAs und Helles. Doch solange beim Bier vor allem darauf geachtet wird, dass man ein billiges Angebot mit maximalem Gewinn hat (und sonst nichts), so lange werden spannende neue Geschmackswelten für viele verschlossen bleiben.

Odprta Kuhna in Ljubljana – nicht nur wegen dem Essen einen Besuch wert.

Titelbild: Allagash Brewing.

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