Die Budapest Beer Week und ihre beiden Tasting Session sind vorbei. Die ganze letzte Woche befand sich die schöne Stadt an der Donau und ihre Lokale im Ausnahmezustand. Beide Tasting Sessions, am Freitag und Samstag waren würdige Hauptevents. Das für die Session gekaufte Ticket inkludierte Glas, alle gezapften Biere und weitere Goodies wie Prozente in Craft Beer Lokalen in der Stadt. Jede der 60 eingeladenen, internationalen Brauereien hatte pro Session zwei Biere, Menschen von den Brauereien waren anwesend (eine Bedingung um eingeladen zu werden).
Auffallend groß das Engagement der Britischen Botschaft, die britische Brauereien aktiv unterstützt – ob nun mit einer eigenen „Craft ist great“-Kampagne oder der Anwesenheit von Botschafter Iain Lindsay, Schirmherr der Veranstaltung, bei Tap Takeovers in der Brewdog Bar.

Unsere Highlights
Wizard Brewing aus Schweden.
Die junge Brauerei aus Schweden glänzte durch super gemachte Frucht-Sauerbiere. Alle „nur“ 4,5% stark, dafür bunt, intensiv und cremig, ohne dabei in die Nektarfalle (zu dick, zu süß…) zu tappen. Ob man das Berliner Weisse nennen kann, daran mögen sich die Geister scheiden. Gut war’s auf jeden Fall.
North Brewing aus Leeds, UK.
Eigentlich Brauabkömmling der „ersten Craft Beer Bar“ des Vereinigten Königreichs, haben North Brewing sich als starker Player in der Szene etabliert. Nicht nur das am Festival verfügbare DIPA, welches in Kooperation mit Other Half aus New York gebraut wurde, beweisen dass man hier in Sachen modernem IPA im internationalen Spitzenfeld spielt.
Beigaben im Brauprozess.
Der Markt für Imperial Stouts wurde die letzten Jahre in Europa von kaum jemandem so geformt wie von Omnipollo. Das von All In Brewing am Festival präsentierte Barrel Aged Kokostopp, eine Zusammenarbeit mit Omnipollo und Poppels Bryggeri, war nur ein Beispiel davon. Viel auffälliger war die Grundtendenz: Imperial Stouts, die gibt’s kaum noch ohne Beigaben. Auch IPAs, Berliner Weisse und allerlei Sours bekommen etwas ab. Das kann gut gehen (siehe Wizard Brewing), aber in dieser Fülle führt es fast zu Übersättigung. Am Ende des ersten Tages war die Lust auf ein klassisch harziges IPA groß – aber am Festival unerfüllbar.
Die ungarische Szene.
Ob nun Reketye, Mad Scientist, Monyo oder Feher Nyul, die ungarische Szene etabliert sich gerade massiv. Das merkt man an der Lokalvielfalt im Zentrum der Stadt ebenso wie an der Qualität der Biere und der Stilvielfalt. Vom rauchigen Maibock über perfekt abgefüllte, ausbalancierte New England IPAs bis zum „Pastry Stout“ und fassgelagerten Sauerbier bekommt man hier so gut wie alles in meist sehr hoher Qualität. Auch die Organisation des Festivals muss man erwähnen. Da hat alles funktioniert, man kann nur gratulieren und es weiterempfehlen.
Abschließend macht der Vergleich bei solchen Festivals immer wieder sicher: man muss nicht unbedingt die Größen aus den USA importieren, um ausgezeichnetes Bier trinken zu können. Die europäische Szene hat in den letzten Jahren riesige Sprünge in Sachen Vielfalt und Qualität gemacht.

PS: Kann mir bitte irgendwer den Slogan „Never go full craft“ erklären? Ich fürchte das ist Ironie die an mir verloren geht. 😀