Für gute IPAs muss man nicht mehr in die Ferne blicken

Vor einigen Jahren noch war es schwierig, in Österreich ein lokales IPA zu kaufen, dass mit den internationalen Größen mit konnte. Doch viele neue Brauereien und der Wille zum Experiment haben die Bierlandschaft nachhaltig verändert und bereichert. Zum Internationalen India Pale Ale-Tag am 1. August hier eine Auswahl an Bieren aus möglichst vielen Tochterstilen. Von klassisch bis experimentell.

Bevog Kramah
West Coast IPA, 6,5% Alk, 70 IBU.

Das Kramah ist zurecht ein Klassiker unter den österreichischen IPAs und markiert den Punkt der Modernisierung im heimischen Braubetrieb. Vasja Golars Rezept im Stile dessen, was inzwischen West Coast IPA genannt wird, ist modern und mit 70 IBU (International Bitterness Units) auf der aggressiveren, anspruchsvolleren Seite. Doch durch die Balance bleibt das bier gut zugänglich, man entdeckt bei jedem Schluck neue Nuancen. 2019 feierte man sechs Jahre Kramah, weshalb wir das Bier auch ausführlicher gehuldigt haben. Es bleibt zeitlos.

Bierflasche New England IPA

Noom Melon Blanc
Brut IPA, 5,8% Alk.

Als Reaktion auf die immer weiter verbreiteten New England IPAs folgten Brut IPAs. Eine Weiterentwicklung des West Coast IPAs, wo Hefen bzw. bestimmte Enzyme verwendet werden, die besonders viele Zucker in der Maische verarbeiten können. Wenig Restsüße, dafür viel Hopfen. Kurz: Trocken und fruchtig soll’s sein, aber einen wirklich Standard dafür gibt’s noch nicht. Das Melon Blanc hat zwar noch etwas Restsüße, erinnert durch seine Hopfung an einen Weißwein, der im Abgang schön trocken wird.

Alefried Schlendrian
Farmhouse IPA, 5,2% Alk.

Der Schlendrian ist an sich ein Hoppy Farmhouse Ale, und ich bin mal so frech das als Farmhouse IPA einzuordnen. Farmhouse IPAs sind eine kleine Besonderheit, die Verbindung von intensiver Hopfung und belgischen (Saison-) Hefen, die Verbindung zweiter Stile. Intensiv fruchtig, allerdings nicht nur wegen den verwendeten Hopfen, sondern auch wegen der Hefe. Mehr zum Bier gibt’s hier.

Walhalla Genusskulisse Sleipnir Black IPA
Black IPA, 7% Alk.

Es gibt in Österreich drei Black IPAs, die „in Serie“ sind. Das Brew Age Dunkle Materie, das Bevog Rudeen und das Black IPA der Walhalla Genusskulisse. Bevog und Brew Age haben in dieser Liste schon ihren Platz – und das Black IPA der Walhallas ist wirklich einen eigenen Eintrag wert. Gebraut am Bauernhof in Pertlstein bei Feldbach ist das ein rundes, fruchtiges und angenehm ausbalanciert röstiges dunkles IPA.

El Patron - Bierol

Rieder India Pale Ale
„Klassisches“ IPA, 6% Alk.

Das IPA der Rieder Brauerei ist ein Klassiker. Fruchtig und mit einem saftigen Malzkörper zur Gegenbalance ein sehr süffiges Bier, welches in manchen Kreisen allerdings schief betrachtet wird. Die Hopfenaromen kommen nämlich nicht nur klassisch aus Pellethopfen (oder wie manchmal aus ganzen Dolden), sondern zu einem Teil auch aus konzentriertem Hopfenaroma. In einer Zeit, in der wieder mehr mit Extrakten gearbeitet wird, sollte das allerdings vielleicht nochmal neu bewertet werden. Das Rieder ist auf jeden Fall ein gutes Einsteiger-IPA.

Brew Age Alphatier
New England IPA, 5,6% Alk., 40 IBU.

Die moderne Antithese zum eher bitteren West Coast IPA bildet das New England IPA. Das Alphatier von Brew Age ist dabei mit nur 5,6% Alkohol sehr zugänglich, die 40 IBU sind kaum merkbar. Der Körper des Bieres ist trüb und ein bisschen wie ein Fruchtnektar, auch dank der Haferflocken mit denen es eingebraut wird. Im Aroma intensiv fruchtig und tropisch, dabei aber nie zu süß.

Bevog Zo
Session IPA, 4,3% Alk.

Session IPAs waren vor 3-4 Jahre sehr modern. In Österreich sind sie aber kaum angekommen. Persönlich finde ich den Stil auch etwas schwierig. Vom Alkohol her unter einem Pale Ale anzusiedeln, mit schlankem Körper, aber Hopfung wie bei einem vollbrüstigem IPA. Bevog bekommen da trotzdem eine Balance rein, die das Zo zu einem feinen Durstlöscher machen.

Next Level Brewing Shake it baby
Milkshake IPA, 5,1% Alk., 22 IBU.

Der nächste Schritt nach den Hopfensmoothies aus der New England/Hazy Kategorie: Milkshake IPAs. Laktose macht das ganze noch cremiger, dazu kräftige tropische Früchte und Zitrusfrüchte. Doppelte Kalthopfung machen das Bier zu einer Fruchtbombe, die Bittere verschwindet dabei fast gänzlich.

Bierol El Patron
Double IPA, 8,2% Alk.

Bierols Double IPAs sind teilweise so schnell ausverkauft, dass man sich schwer tut eine Flasche zu erwischen. Das El Patron musste wegen der hohen Nachfrage so oft neu eingebraut werden, dass es inzwischen einen Fixplatz im Lineup der Brauerei bekommen hat. Es ist eines der Biere, mit dem Bierol längst bewiesen haben, dass man nicht in die USA schauen muss, um ausgezeichnete moderne, wenig bittere IPAs und Pale Ales zu bekommen.

Natürlich gibt es noch viele weitere IPAs, durch die man sich kosten kann. Der Alefried Klabauter, oft am Fass beim Mild in der Stubenberggasse, ist wunderbar bitter und süffig, ein ebenso sehr klassisches IPA in Richtung West Coast. Das Bierol Montain Pale Ale ist für die Brauerei fast untypisch mild und zeigt gut den Zwischenschritt zwischen klassischeren IPAs und den aktuell modernen Hazy IPAs. Außerdem veröffentlichen Bierol, ebenso wie Bevog, unter dem Jahr unzählige Spezialsude. Auch Alefried experimentiert immer wieder mit stark limitierter Fassware, die dann still und leise ihren Weg zum Beispiel zum Una Cerveza Por Favor am Lendplatz findet. Next Level Brewing bringen viele ihrer Sondersude in Flaschen heraus, und haben auch in ihrem Standardsortiment spannende Sachen wie ein IPA mit Early Grey Tee. Stilvielfalt ist bei uns angekommen. Jetzt geht es darum, sie auszubauen und zu erhalten.


Die Etiketten-/Flaschen-Abbildungen entstammen den Websites der Brauereien.
bevog.at * brewage.at * noom.at * alefried.at * nextlevelbrewing.at *
walhalla-genusskulisse.at * rieder-bier.at * bierol.at
Beitragsbild: Maja Dumat.

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