Craft Bier Fest: Zur Rettung freigegeben

Martin Mühl (MM) und Kevin Reiterer (KR) vom Team der Supersud GmbH waren so nett um mir einige Fragen zur Investment-Kampgane, dem geplanten Bierclub und zur Kritik an der Plattform des Craft Bier Fests zu beantworten. Danke euch beiden für eure Zeit!

Kurzer Einwurf zur Transparenz: CBF-Organisator Kevin Reiterer und ich waren 2019 mit anderen auf Bierreise in Belgien, ich kenne und schätze ihn seit damals sehr.

Klemens: Wie läuft die Kampagne für euch, entspricht der Verlauf euren Erwartungen?
MM: Zum einen freuen wir uns sehr darüber, dass es bereits fast 70 Investoren gibt, die uns unterstützen. Das ist großartig. Auf der anderen Seite sind wir noch nicht bei der Hälfte der Fundingschwelle angekommen und haben noch einiges vor uns. Das Feedback ist gut, aber das Ziel noch nicht erreicht.

Erreicht euch viel Feedback aus der Szene und darüber hinaus?
KR: Sowohl als auch. Den Kern bilden natürlich viele Kleininvestoren aus der Community bzw. direkt die Craft Bier Fest-Zielgruppe, darüber freuen wir uns enorm. Zusätzlich gibt es rund um die Gesellschafter von Supersud auch noch eine Menge persönlicher Kontakte, die interessiert an der Marke und dem Projekt sind. Es ist definitiv ein Miteinander.

Wie darf man sich das Miteinander im Bierclub denn vorstellen, könnt ihr da schon etwas genaueres verraten?
MM: Wie in allen Clubs geht es im Kern darum, dass die Mitglieder den Vorteil genießen bekannte Leistungen (Events, Magazin, Bier, …) günstiger zu beziehen und wir als Anbieter die Abnahme berechnen und vielleicht auch erhöhen können. Wir rücken hier enger zusammen und treten in engeren Austausch. Ziel ist es aber ganz klar auch hier neue Angebote wie exklusive Events, Tastings, … zu entwickeln und künftig anbieten zu können. Gemeinsam mit den österreichischen Brauereien und internationalen Gästen.

Bei den Bier-Interessierten gibt es ja viele Zwischenstufen. Welches Publikum möchtet ihr hier mehr ansprechen – die, die bereits voll in der Materie sind, oder die die gerade erst ihr Interesse entdecken?
KR: Also mit dem Craft Bier Fest selbst natürlich von bis, denn dem Konzept der Veranstaltung liegt zugrunde, dass von den Diplom-Biersommeliers, über die Beerhunter und Traditionalisten bis hin zu denen, die Erstmals mit der Materie zu tun haben, alle willkommen sind, alle etwas für sich finden werden und alle eine gute Zeit haben können. Beim Bier Club Supersud – und dem Crowdinvestment im Speziellen – ist es natürlich, ob der nicht geringen finanziellen Leistung, eher etwas für die schon länger Interessierten.

Gerade die, die voll dabei sind, sind ein Publikum, das als immer schwieriger zufriedenzustellen beschrieben wird – ihr kennt die Diskussion über immer neue Releases, den nächsten Hype. Die letzten Wochen haben auch den Direktvertrieb wieder mehr in den Fokus gerückt. Wie geht ihr mit dieser Herausforderung um beim Kuratieren der Feste, aber auch wenn ihr dieses Publikum mit dem Club Supersud direkt ansprechen wollt?
KR: Also ganz grundsätzlich freut es mich persönlich, dass viele Brauereien mittlerweile unser Craft Bier Fest als (Erst-) Präsentationsfläche für neue Biere verwenden bzw. manchmal sogar Sondersude einbrauen. Dass nun Dinge wie Direktvertrieb und Onlineshops ausgebaut werden, ist natürlich positiv für die Brauer. An der Ausrichtung unserer Plattform ändern diese Tatsachen jedoch nichts.
MM: Wir sind mit unserem Angebot eine Plattform auf der sich die Brauer*innen und die Bierfans treffen. Was dort angeboten wird und worüber man sich austauscht ist individuell unterschiedlich und folgt den persönlichen Vorlieben.

Wie seht ihr Kritik an der Breite dieser Plattform? Ihr beschreibt selbst in eurem Businessplan, dass eine intensivere Zusammenarbeit mit bestimmten Partner*innen von anderen als negativ gesehen werden könnte.
MM: Wir sind mit dieser Frage von Anfang an konfrontiert und haben unsere Einstellung dazu nicht verändert. Natürlich sind wir angetreten, um eine größere Biervielfalt zu unterstützen und auch kleinen Brauereien einen Auftritt zu ermöglichen. Zur Bierkultur gehören aber auch große Unternehmen, die – wie viele – manchmal außergewöhnliche und manchmal weniger spannende Biere brauen. Wir haben uns anfangs dazu entschlossen mit vielen davon zusammenzuarbeiten. Ohne diese Partner wäre das Craft Bier Fest auch nicht möglich und die Zusammenarbeit kommt sehr direkt auch kleineren und jüngeren Brauereien zu gute. Ganz praktisch etwa durch zur Verfügung gestellte Ausstattung am Craft Bier Fest.

Jetzt betrifft viel der Kritik gar nicht die Qualität, sondern das Verhalten dieser großen Unternehmen am Markt – Stichwort Regalfläche oder Rohstofflizensierung, ihr kennt die Punkte. Beim CBF ist das kein Thema?
KR: Nein, überhaupt nicht. Es gelten für jeden die selben Regeln und es gibt auch keine Verdrängung auf der Veranstaltung, wie denn auch? Jeder ist gern gesehen und niemand kann sagen „den möchte ich nicht“. Wenn man genau hinsieht und aufmerksam ist, gibt es auch stets einen regen Austausch zwischen den sogenannten Kleinen und Großen. Aber persönlich halte ich von dieser Unterscheidung sowieso wenig, entweder mir schmeckt ein Bier oder eben nicht (bzw. die Gebarungen dahinter). Es wir niemand gezwungen, dieses oder jenes Bier bei uns oder woanders zu kaufen. Der Konsument hat es also schon in der Hand, wie bei allem.
MM: Als Bierfan verkoste ich gerne Spezialitäten und Biere die es nicht überall gibt mit Freund*innen. Das nächste mal sitze ich gemeinsam in einem Lokal und trinke ein normales Helles einer großen Brauerei.

Ihr seid durch eure Feste und eure Vernetzung, auch mit dem Dachverband Bierland Österreich, eine Schnittstelle in der österreichischen Bierlandschaft. Wo seht ihr die Szene in den nächsten fünf Jahre, und wo seht ihr das Craft Bier Fest?
KR: Ja, diese Schnittstelle war und ist uns enorm wichtig! Wir sehen die Veranstaltung und das Magazin wie erwähnt als Plattform und diese soll jedem frei stehen. Wie es weitergeht kann wohl heute niemand genau sagen, da gerade sehr viel in Bewegung ist. Man muss schauen, wie viele Brauereien diese Zeit überleben, es für keinen einfach. Wir sehen Themen wie Marktkonzentration bei gleichzeitig wachsendem Interesse an Vielfalt. Ich hoffe aber auf eine rasche allgemeine Erholung und dementsprechend viel neue Energie für die nächsten Monate. Davon wird viel abhängen, daher tue ich mir mit den fünf Jahren schwer, vor drei Monaten wäre meine Antwort eine gänzlich andere gewesen. Soviel kann ich aber schon jetzt, zumindest für November verraten: wir werden mit Sicherheit wieder einige neue Brauereien mit dabei haben!

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